Vortrag: Facebook, Google & Co: Risiken und Nebenwirkungen

Ich möch­te noch kurz über den (be­reits er­wähn­ten) Vor­trag von An­dre­as und mir am Carl-von-Lin­de-Gym­na­si­um in Kemp­ten be­rich­ten. In aller Kürze: Klas­se war's! Wir hat­ten viel Spaß, die Schü­ler waren in­ter­es­siert (es gab reich­lich Nach- und Zwi­schen­fra­gen, und ein­ge­schla­fen ist trotz der immer di­cker wer­den­den Luft auch kei­ner), und auch die an­we­sen­den Leh­rer waren an­ge­tan. Da wir beide sol­che Ak­tio­nen für rich­tig und wich­tig hal­ten, haben wir uns ent­schie­den, die Fo­li­en unter einer Crea­ti­ve-Com­mons-Li­zenz ins Netz zu stel­len: Hier gibt es die kom­plet­ten Vor­trags­fo­li­en als PDF, die La­TeX-Bea­mer-Quell­tex­te der Fo­li­en habe ich auf Git­Hub hin­ter­legt. Wer Er­gän­zun­gen vor­nimmt: Bitte laßt es mich wis­sen, ich nehme sie dann gerne in mei­nen Fo­li­en­satz mit auf (Edit: Um ähn­li­che The­men dreh­te sich auch die­ser Schul­be­such in Geis­lin­gen, wo es schwer­punkt­mä­ßig um Face­book ging). So, nun zum Be­richt...

Pro­blem­lo­se An­rei­se, Emp­fang durch Herrn Pidd, den net­ten und en­ga­gier­ten Leh­rer, der beim CCC an­ge­fragt hatte, ein Klas­sen­zim­mer mit Rech­ner, Bea­mer und In­ter­net - der Auf­takt hätte nicht bes­ser lau­fen kön­nen. Kurz vor Be­ginn ström­ten die elf­ten Klas­sen des Gym­na­si­ums in den Raum, und auch ein paar zwöl­fer, die ge­ra­de Hohl­stun­de hat­ten, misch­ten sich dar­un­ter. Summa sum­ma­rum waren es gut 90 Schü­ler, plus ein paar Leh­rer, die der Vor­trag auch in­ter­es­sier­te.

Zum Auf­takt hatte ich ein paar Fra­gen an die Schü­ler­schaft zu ihren Nut­zungs­ge­wohn­hei­ten so­zia­ler Netze. Fak­tisch alle haben einen Ac­count bei Schü­lerVZ, gut ein vier­tel hat au­ßer­dem einen Ac­count bei Face­book. An­de­re Netze spiel­ten in der Klas­se wohl keine Rolle. Der erste Grund, wieso sie sich bei Schü­lerVZ an­ge­mel­det hat­ten: "Grup­pen­zwang", Schul­kol­le­gen waren be­reits an­ge­mel­det und man woll­te auch "dabei" sein; ich ver­mu­te, daß das An­mel­de­kon­zept mit Ein­la­dungs­code (das auch das Ge­fühl ver­mit­teln soll, Nicht­schü­ler 'drau­ßen zu hal­ten) die­ses Ge­fühl noch be­güns­tigt. Der Zwei­te Grund: Kon­takt mit Freun­den hal­ten. Der drit­te Grund: Neue Freun­de fin­den. Letz­te­res scheint aber eher glück­los zu sein, nur zwei oder drei gaben an, tat­säch­lich (min­des­tens) einen neuen (rich­ti­gen) Freund über ein so­zia­les Netz ge­fun­den zu haben. Die Kom­mu­ni­ka­ti­on über das Netz spielt hin­ge­gen eine wich­ti­ge Rolle: Es ist teils Zeit­ver­treib wäh­rend der (Schul)ar­beit am Rech­ner, und es ist güns­ti­ger als SMS-Schrei­ben. Bei knapp einem Vier­tel hat es E-Mail kom­plett er­setzt.

Nach der Vor­stel­lung des Goog­le-Por­traits über Marc L. frag­te ich in die Runde, was sie denn glau­ben wür­den, was man über sie fin­den könn­te. Das Por­trait aus Le Tigre war schon recht dras­tisch, wes­halb es schon et­li­che nach­denk­li­che Ge­sich­ter gab; viel­leicht lag es aber auch (oder zu­min­dest: mit) daran, daß Herr Pidd hatte ver­lau­ten las­sen, daß er ein paar Namen wei­ter­ge­ge­ben hätte. In der Tat hatte ich zehn Namen be­kom­men, um einen ähn­li­chen Por­trait­ver­such zu un­ter­neh­men. Weit bin ich auf der Liste al­ler­dings nicht ge­kom­men - schon nach den ers­ten bei­den Namen hatte ich reich­lich Ma­te­ri­al: Ge­burts­da­tum, Kon­takt­mög­lich­kei­ten, Hob­bies, Ur­lau­be der letz­ten Jahre, und et­li­ches Pri­va­tes mehr. Das stell­te ich dann als "Mi­ni-Por­trait" vor - mit der Rand­be­mer­kung, daß ich (im Ge­gen­satz zum Re­por­ter von Le Tigre) nur einen Abend lang re­cher­chiert und zu­sam­men­ge­fa­ßt hatte.

Im Rest des Vor­trags zeig­ten wir, was man mit Kom­mu­ni­ka­ti­ons­gra­phen (wer ist Mit­glied in wel­cher Grup­pe) an­fan­gen kann, wel­che Daten den Netz­be­trei­bern zur Ver­fü­gung stel­len - und wofür (und wes­halb) diese ge­nutzt wer­den. Au­ßer­dem ging es im Über­flug noch über die Da­ten­sam­me­lei durch Such­ma­schi­nen (und wie leicht eine an­ony­mi­sier­te Liste aller Such­an­fra­gen dea­n­ony­mi­siert wer­den kann) sowie die Ge­fah­ren bei Chats. Ab­schlie­ßend hat­ten wir noch ein paar Hin­wei­se, wie man der Da­ten­sam­me­lei ein Stück weit vor­beu­gen kann.

Alles in allem war's eine gute Ver­an­stal­tung; soll­te ich noch­mals in die Ver­le­gen­heit kom­men, so einen Vor­trag zu hal­ten, werde ich noch stär­ker die Op­tio­nen des Ver­mei­dens und des Vor­beu­gens her­aus­ar­bei­ten - und noch­mals sagen, daß es nichts bringt, eine Tech­nik zu ver­teu­feln und zu mei­den, die so weit in den All­tag der Schü­ler vor­ge­drun­gen ist; viel­mehr geht es um den be­wu­ß­ten Um­gang mit dem Me­di­um und sei­nen Stol­per­fal­len.

Die Leh­rer schie­nen je­den­falls sehr an­ge­tan, und auch den Schü­lern hat's ge­fal­len. Es gab reich­lich Zwi­schen­fra­gen, und auch nach dem Vor­trag stan­den wir einem guten Dut­zend Schü­ler noch Rede und Ant­wort. Unter an­de­rem frag­ten zwei Schü­le­rin­nen nach dem Vor­trag, ob es sein kann, daß man bei Face­book die Chats ihrer Freun­de mit­le­sen kann - das war mir neu, aber of­fen­bar hat­ten sie recht :-)