Gebrauchsanweisung zur Wahl

(oder: Hacke mit Deiner Stimme)

Ich hab' mich bewußt aus der ganzen Wahl-Thematik herausgehalten; wer lesen will, wen man aus welchem Grund alles nicht wählen kann (außer den Piraten, wenn ich das recht überblicke), der lese Fefes Blog. Und wer wissen will, weshalb die Piraten auch keine Alternative sind, kann sich bei F!XMBR informieren.
Darüber, daß das Wahlsystem etliche Bugs hat, habe ich mich in diesem Kommentar schon mal ausgelassen, und wenn man das Interview mit Herrn von Arnim hört, bekomme ich den starken Eindruck, daß ich mit meiner Meinung a) nicht allein bin und b) wohl ziemlich richtig liege.
Wie kann man seine beiden Stimmen also möglichst wirkungsvoll zum Einsatz bringen? Dank solchen Obskuritäten wie Überhangmandaten oder negativem Stimmgewicht kann man "Feintuning" betreiben: Die Webseite Tipps und Tricks zur Bundestagswahl 2009 beschreibt den Zusammenhang - und gibt den Ungeduldigen eine Zusammenfassung zur Optimierung ihrer "Wahlstrategie". Na, das will ich doch glatt als echten Hack bezeichnen :-)

Das ganze in Kürze

(Oliver Knapp hat diesen Abschnitt zur Verfügung gestellt, und ich nehme sein Angebot gerne an, ihn weiterzuverbreiten)

Erststimme

Es hängt vom Bundesland und von den Direktkandidaten ab (und von der eigenen Meinung ;) wen man wählen sollte, allerdings ist die Erststimme eine "The Winner takes it all"-Wahl. Daher sollte man unbedingt einen Kandidaten wählen, der eine realistische Chance hat, den Wahlkreis zu gewinnen. Ein Beispiel: Wähler, die die CDU nicht mögen, sollten in den meisten Fällen den SPD Kandidaten wählen (auch wenn das möglicherweise nicht gefällt). Es gibt Wahlkreise, zum Beispiel rund um den Frankfurter Flughafen, wo andere Kandidaten als die der SPD (dort die Grünen) die stärksten Konkurrenten der CDU sind, Leute die dort wählen sollten das wissen. Mit diesem Wahlverhalten kann man auch die sogenannten Überhangmandate verhindern, welche einen großen Einfluss auf die Mehrheitsverhältnisse im kommenden Bundestag haben werden.

Zweitstimme

Hier kommt es darauf an.

Wohnt man in einem Land in dem es wahrscheinlich keine Überhangmandate geben wird (Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen), wählt man einfach die politisch präferierte Partei.

In einem "Überhang"-Bundesland ist es schon etwas schwerer. Für Anhänger der Überhang-Partei (meist die CDU) gilt: Nicht die Überhangpartei (CDU) wählen, sondern den gewünschten Koalitionsparter, die Überhangpartei könnte sonst auf Grund des Negativen Stimmgewichts sogar Abgeordnete verlieren. Für Gegner der Überhangpartei gilt aber deswegen NICHT, dass sie die CDU wählen sollen, sondern unbedingt die politisch präferierte Partei, um dieser zu mehr Sitzen zu verhelfen.

Am meisten (rechnerischen) Effekt hat die eigene Zweitstimme, wenn man eine "kleine" Partei über die 5% Hürde bringt. Hier kann eine einzige Stimme auf einen Schlag 5% der Zweitstimmen "aktivieren", was für erhebliche Umverteilungen sorgt. Allerdings sollte man dabei auf eine Partei setzte die eine Chance hat, die 5%-Hürde auch zu schaffen. Meiner persönlichen Meinung nach besteht diese Möglichkeit auf Grund der medialen Präsenz bei der folgenden Wahl insbesondere bei der Piratenpartei. Das sollte aber jeder Bürger für sich entscheiden.

Wählen gehen!

Nichtwählen ändert nichts an den Verhältnissen, es handelt sich allerhöchstens um eine Protestform oder Faulheit. In Deutschland gibt es keine "Mindestlegitimation". Wer nicht wählt, stimmt implizit für die Gewinner (ganz egal, ob die ihm gefallen oder nicht).

Ungültig wählen ändert ebenfalls nichts an den Verhältnissen, der einzige Unterschied zum Nichtwählen ist, dass die Parteien (theoretisch!) weniger Wahlkampfkostenerstattung bekommen. Da die Summe dieser Erstattung aber gedeckelt ist und dieses Limit immer erreicht wird, hat es tatsächlich keinen Effekt (außer als "Protestform").

Also: Geht wählen. Trotz dämlicher, schlecht aus den USA kopierter Geh-nicht-hin-Spots (da war ja sogar die von Amateuren gemachte Parodie besser). Und wenn ihr unter den Parteien den Messias nicht findet (bzw. denjenigen, die behaupten, der Messias zu sein, schlicht nicht glaubt), so wählt wenigstens das kleinste Übel :-)