Der Umgang deutscher Behörden mit den Paßdaten ihrer Bürger

Wie be­reits ges­tern er­wähnt, waren die Pa­ßda­ten meh­re­rer Ein­woh­ner­mel­de­äm­ter frei im Netz ab­ruf­bar. In­zwi­schen ist die Fern­seh­sen­dung ge­lau­fen, und all­mäh­lich kom­men mehr De­tails ans Licht. Was je­doch im Dun­keln bleibt, ist die Liste der Städ­te, die be­trof­fen waren - und damit auch der Bür­ger, der nun keine Ah­nung hat, ob seine Daten für Drit­te ein­seh­bar waren.

So, wie sich die Panne in­zwi­schen dar­stellt, ist wohl fol­gen­des pas­siert: Auf der Web­sei­te des Soft­ware­her­stel­lers be­fand sich eine De­mo­ver­si­on (mo­men­tan de­ak­ti­viert - ver­mut­lich wegen des Hei­se-Rus­hes) der Be­hör­den­soft­ware. Wäh­rend der letz­ten Mo­na­te mußte man sich wohl für den De­mo­zu­griff an­mel­den; Name und Pass­wort waren je­doch (so die Ver­mu­tung - im Text heißt es "bei der Maus­be­we­gung über die­sen Link") im Link auf die De­mo­sei­te als URL-Pa­ra­me­ter. Ein Ac­count mit die­sen Zu­gangs­da­ten wird aber bei der In­stal­la­ti­on der Soft­ware au­to­ma­tisch (als "ers­ter Be­nut­zer") an­ge­legt. In den be­trof­fe­nen Mel­de­äm­tern wurde wohl ver­säumt, das Kenn­wort zu än­dern oder den Ac­count zu lö­schen.

Sei­tens der Me­de­äm­ter wurde also bei der Ad­mi­nis­tra­ti­on ge­pfuscht. Aber auch der Firma ist ein Vor­wurf zu ma­chen - sie soll­te ihre Cli­en­tel so­weit ken­nen, daß so etwas zu be­fürch­ten ist. Im­mer­hin lie­fert selbst Mi­cro­soft in­zwi­schen seine Be­triebs­sys­te­me mit de­ak­ti­vier­tem Gäs­teac­count aus. Die SZ zi­tiert den Fir­men­spre­cher mit "Da ist uns ein Lap­sus pas­siert" - das ist wohl ein wenig un­ter­trie­ben, wenn man die Trag­wei­te be­trach­tet.

Die ei­gent­li­che Un­ver­schämt­heit ist die laxe Hal­tung der Be­hör­den: So wur­den noch nicht ein­mal die be­trof­fe­nen Land­krei­se ge­nannt - eine An­fra­ge bei der Soft­ware­fir­ma brach­te nichts, le­dig­lich aus Pres­se­be­rich­ten er­fährt man, daß Pots­dam, Neu­har­den­berg, Hen­nings­dorf Ra­the­now, Plau­en und Vel­bert dar­un­ter sind. Wären auf den Ser­vern "il­le­ga­le MP3s" ge­we­sen, wäre das Ge­schrei (und Ab­mah­ne­rei) groß; so sind nur die Daten von über einer hal­ben Mil­li­on Bür­gern be­trof­fen - das scheint ja ganz etwas an­de­res zu sein.