Wie man mit einem Social Network Kasse macht

Bei Face­book schla­gen die Wogen ge­ra­de hoch: Face­book will an­ge­pa­ß­te Wer­bung ein­blen­den, und zwar nicht nur auf die Web­sei­te, son­dern auch in die rest­li­che Kom­mu­ni­ka­ti­on wie z.B. in Chats. Em­pör­te Be­nut­zer for­mie­ren sich in der Face­book-Grup­pe Stop in­va­ding my pri­va­cy!
Face­book macht's vor - ich frage mich, wie lange es dau­ert, bis Stu­di­VZ nach­zieht.

Der Be­trei­ber eines sol­chen so­zia­len Net­zes be­sitzt einen um­fas­sen­den Da­ten­be­stand, der ein ge­fun­de­nes Fres­sen für Data Mi­ning ist. In den Pro­fi­len geben die Leute ihre Hob­bies und In­ter­es­sen di­rekt an. Be­kannt­schaf­ten sind ja das Kil­ler-Fea­ture von sol­chen Platt­for­men und daher di­rekt aus der Da­ten­bank aus­zu­le­sen; da Be­kannt­schaf­ten fast immer einen "com­mon ground" be­sit­zen (selbe In­ter­es­sen, sel­bes Stu­di­um, etc.), las­sen sich auch hier­über In­for­ma­tio­nen ab­lei­ten; und zu guter Letzt be­steht die Mög­lich­keit, Chats und Foren aus­zu­wer­ten: Wer ant­wor­tet wem und wel­che Be­grif­fe wer­den hier häu­fig ver­wen­det. All das be­kommt der Be­trei­ber auf dem Sil­ber­ta­blett ser­viert - dies sind nur die ein­fachs­ten Tech­ni­ken des Data Mi­nings.

Goog­le ex­tra­hiert schon seit lan­gem sol­che In­for­ma­tio­nen sehr er­folg­reich aus einer dif­fu­se­ren Da­ten­men­ge (be­such­te Web­sei­ten) - das ganze dürf­te also her­vor­ra­gend funk­tio­nie­ren. Im Ge­gen­satz zu Goog­le wird bei Face­book aber nicht nur de­zent Wer­bung am Sei­ten­rand ein­ge­blen­det: Neu ist, daß es auch Wer­be­mit­tei­lun­gen in der Kom­mu­ni­ka­ti­on, also im Chat und in Foren geben soll. Die Idee ist (nüch­tern be­trach­tet) ge­ni­al: Ge­ziel­te Wer­bung, an­ge­pa­ßt nicht auf eine Per­son, son­dern an die Schnitt­men­ge der In­ter­es­sen der be­tei­lig­ten Per­so­nen - oder (noch bes­ser) zu­sätz­lich an das Ge­sprächs­the­ma des Chats. Man stel­le sich vor: Zwei Leute chat­ten mit­ein­an­der, das Sys­tem er­kennt an­hand der Da­ten­bank, daß beide im sel­ben Stu­di­en­gang sind und er­kennt am Text, daß es um Ma­the­ma­tik geht. Flugs folgt eine Ein­blen­dung für Mathe­bü­cher und -skrip­te beim On­line­buch­händ­ler der Wahl.

Ich habe eben in die AGBs von Stu­di­VZ ge­se­hen (oder bes­ser: Ver­sucht. Stu­di­VZ ist ge­ra­de down, ich habe den Goog­le Cache ge­le­sen): Hier fin­det man unter 4.2 den Pas­sus: "Au­ßer­dem be­hält sich der Be­trei­ber vor, künf­tig an­ge­mes­se­ne Wer­bung zu schal­ten.". Für eine sol­che Da­ten­ana­ly­se müs­sen die Daten nicht an drit­te wei­ter­ge­ge­ben wer­den (5.3) - alle Vor­aus­set­zun­gen für Wer­bung a la Face­book sind also ge­ge­ben.

Das ganze ist so lu­kra­tiv, daß es imho keine Frage des "ob", son­dern nur eine Frage des "wann" (wann be­kom­men sie es tech­nisch hin) ist, bis Stu­di­VZ hier nach­zieht.