Ich habe ja seit anderthalb Jahren mit einem kleinen Heimserver geliebäugelt – nun war es schließlich stärker als ich ;-) Grundsatzfrage war zunächst, ob ich lieber ein fertiges NAS (Klassiker: Synology) möchte oder eine generische Maschine, auf der ich dann basteln kann. Nach einigen Überlegungen kam ich schließlich zu folgendem Punkt: Die Fertig-NASse bieten zwar fast alles, was ich mir wünsche, aber letztendlich möchte ich dann doch an der einen oder anderen Sache herumbasteln. So wäre aus der Fertig-und-Glücklich-Lösung auch eine Bastelvariante geworden. Dazu kommt noch, daß ein NAS mit vier Platteneinschüben doch ein eher teurer Spaß ist.
Blieb also der ehrleiche Bastelansatz. HP verkauft offenbar gerade seine Restbestände des ProLiant N54L ab, weshalb das Kistchen momentan relativ günstig zu haben ist. Das ist nun das schwarze Kistchen, das ab sofort unter meinem Schreibtisch wohnt.
Hardware
Zum Booten des Systems habe ich mir eine kleine SSD angelacht – hey, die Teile sind doch ziemlich günstig geworden, außerdem habe ich gerade gegenüber einem Synology-NAS eine Menge Geld gespart ;-)
Die N54L-Hardware ist potenter, als das BIOS anzeigt: Die Maschine wird als nicht-hotplug-fähig beworben, aber findige Köpfe haben entdeckt, daß die entsprechenden erweiterten Menüs im BIOS lediglich softwaremäßig deaktiviert sind. Mit Hilfe eines gepatchten BIOS bekommt man die Menüs zu sehen und kann sich so seine Platteneinschübe hotplug-fähig schalten. Außerdem kann der SATA-Anschluß auf dem Board, der eigentlich für den Anschluß eines optischen Laufwerks konzipiert ist, zu einem vollwertigen SATA-Port gemacht werden, wie gemacht für meine SSD.
Das BIOS unterstützt kein Suspend-to-RAM, dafür funktioniert ein Suspend-to-Disk und ein Wake-on-LAN bzw. Wake-on-Timer unter Linux tadellos.
Software
Bei Null wollte ich dann doch nicht anfangen, deshalb habe ich mir auf Grund der Empfehlung mehrerer Bekannter OpenMediaVault installiert. Damit ist man gefühlsmäßig verflixt nah an einem Fertig-NAS. OpenMediaVault bietet zusätzliche Module, die sich auch aus Zusatz-Repositories installieren lassen. Ich bin im großen und ganzen dieser Anleitung gefolgt und hatte keine Schwierigkeiten. Kernelupdate, neue Paketquellen, … alles bestens.
autoshutdown
Einziger Wehrmutstropfen: Das standardmäßig mitgelieferte autoshutdown-Skript tat nicht so, wie ich mir das wünschte. Zuerst war ich drauf und dran, selbst zu basteln (wer mit Wake on Timer spielen will: dieser Artikel war sehr hilfreich), dann stieß ich auf eine neuere Version des Skripts, die ich dann händisch installierte. Die funktionierte allerdings nur 1x, da sich das Skript anschließend beendete :-) Die Startskripte, die im Paket enthalten waren, funktionierten bei mir nicht. Also flugs das Repository geforkt und ein paar Anpassungen gemacht, nun ist alles in Butter.
Mini-DLNA
Ich wollte einen DLNA-Server, OpenMediaVault bot mir Mini-DLNA als Paket an. Das funktioniert auch prima, lediglich die inotify-Limits waren zu niedrig, um viele Verzeichnisse auf Änderungen zu beobachten. Mittels
sysctl fs.inotify.max_user_watches=100000
hochsetzen, diese Änderung auch in /etc/sysctl.conf
fixieren
fs.inotify.max_user_watches = 100000
und nun war auch Mini-DLNA glücklich.
Fazit (vorläufig)
Soweit tut alles, ich bin glücklich! Die Kiste fährt zügig aus dem Suspend hoch, legt sich schlafen, wenn sie eine gewisse Zeit nicht gebraucht wird, läßt sich via LAN aufwecken und erwacht jede Nacht, um sich Updates zu holen.
Die nächsten Bastelarbeiten sind verschlüsselte Dateisysteme. Mal sehen, wie performant die Kiste Dateien über LUKS verteilt. Per ssh+rsync auf eine unverschlüsselte Partition bin ich auf 60-65 MB/Sekunde gekommen, mal sehen, wie stark LUKS bremst.