Bei der “Tagung Netzpolitik” der Jusos BW

Ok, hier kommt ein längst ver­lo­ren ge­glaub­ter Ar­ti­kel :-) Ir­gend­wie muß ich es ver­säumt haben, auf den "ver­öf­fent­li­chen"-Knopf zu pat­schen...

Im No­vem­ber letz­ten Jah­res war ich zu Gast bei der Ta­gung Netz­po­li­tik der Jusos Ba­den-Würt­tem­berg. Sie hat­ten mich ge­be­ten, etwas über das Thema Vor­rats­da­ten­spei­che­rung, ihre Aus­wir­kun­gen und die tech­ni­schen Mög­lich­kei­ten, sie zu um­ge­hen, zu er­zäh­len. Von der "Vor­be­las­tung" des Pu­bli­kums mußte ich mich über­ra­schen las­sen - in der Tat waren von rei­nen "An­wen­dern" bis hin zur "Nerd­klas­se" alles ver­tre­ten.

Im Vor­trag (Fo­li­en hier) bin ich ein­mal dia­go­nal vom Thema "was war die Vor­rats­da­ten­spei­che­rung" und die Grün­de für deren Ab­leh­nung über ver­schie­de­ne Um­ge­hungs­mög­lich­kei­ten der VDS bis hin zur letz­ten, dys­tro­pi­schen Kon­se­quenz, wenn man diese Schlupf­lö­cher schlie­ßen woll­te, ge­gan­gen. An­schlie­ßend ent­spann sich eine an­ge­reg­te Dis­kus­si­on - ich denke, ge­ra­de die Über­le­gun­gen, wie sol­che Me­cha­nis­men un­ter­lau­fen wer­den kön­nen, hat für ei­ni­ge Denk­an­stö­ße ge­sorgt.
Zu guter Letzt ging das Dis­kus­si­ons­the­ma noch auf IPv6 - Lutz Don­ner­ha­cke hatte kurz zuvor einen Ar­ti­kel zum Thema IPv6 und Da­ten­schutz ver­fa­ßt. Sein Plä­doy­er lau­te­te, die Vor­tei­le sta­ti­scher Netz­adres­sen zu nut­zen und keine dy­na­mi­schen Adres­sen ge­setz­lich ver­pflich­tend zu ma­chen. Die täg­lich wech­seln­de IP-Adres­se (und damit ver­bun­den die täg­li­che Zwangs­t­ren­nung) wird heute oft als Pri­va­cy-Fea­ture ver­stan­den, ent­stammt ur­sprüng­lich aber tech­ni­schen Be­dürf­nis­sen und wirt­schaft­li­chen In­ter­es­sen. In der Runde wurde die Über­le­gung ge­äu­ßert, jedem pri­va­ten An­schluß so­wohl ein täg­lich wech­seln­des als auch ein sta­ti­sches IP­v6-Netz­prä­fix zur Ver­fü­gung zu stel­len. Die kor­rek­te Nut­zung dürf­te im All­tag al­ler­dings tech­nisch schwie­rig wer­den. Ich habe mal als Ge­gen­vor­schlag in die Runde ge­wor­fen, daß es doch ziel­füh­ren­der wäre, wenn es eine Un­ter­stüt­zung der Bür­ger bei der Wah­rung ihrer Pri­vat­sphä­re gäbe - bei­spiels­wei­se könn­te es ein För­der­pro­gramm für An­ony­mi­zer (und deren be­nut­zer­freund­li­che Be­die­nung) geben, au­ßer­dem könn­te der Staat eine Reihe breit­ban­dig an­ge­bun­de­ner Tor-Exit-Nodes fi­nan­zi­ell för­dern :-)

Alles in allem war es ein in­ter­es­san­ter und loh­nen­der Be­such. Es tut gut zu sehen, daß zu­min­dest die junge po­li­ti­sche Basis einen sen­si­blen Blick für die Pro­ble­me des "In­ter­net-Zeit­al­ters" hat - bleibt nur zu hof­fen, daß ihre Stim­me Gehör fin­det...