Ein geliebter Feind verläßt die Bühne

Gestern abend habe ich noch mit einem Freund über Apple, dessen Klagen gegen Samsung und das kommende iPhone diskutiert. Heute früh der überraschende Paukenschlag: Steve Jobs gibt seinen Posten als CEO von Apple auf. Die Nachricht ist auf allen Kanälen, Apples Aktienkurs sackt mal eben um über 7% herunter. Ich habe mehr als einmal über Apple und Steve Jobs' Habitus gelästert (und wenn ich die Titel so überfliege, stehe ich immer noch zu meiner Meinung) - trotzdem stelle ich etwas melancholisch fest, daß da wohl eine Ära zu Ende geht.

Die Diskussion gestern drehte sich um die mehr oder weniger peinlichen Bemühungen von Apple, diverse Samsung-Produkte vom Markt zu klagen (einschließlich geradezu peinlicher Aussagen und offenbar mit Photoshop manipulierten "Beweisen"). Wir kamen wieder zu dem Punkt, ob Apple da ernsthaft kalte Füße bekommt. Auch über das, was für das iPhone 5 schon zu hören war, konnten wir nur feststellen: Das gibt's inzwischen auf dem Smartphone-Markt bereits von anderen Herstellern - so ähnlich oder sogar besser. Und auch iOS 5 läßt unserer Meinung nach die große Revolution vermissen. Der Innovationsschwung in der iPhone-Serie läßt spürbar nach. Die Spekulation, in wie weit das mit den Krankheitspausen von Steve Jobs korelliert, drängt sich da fast auf...

Es ist natürlich mehr als fraglich, ob die Erfolgsgeschichte von Apple der letzten Jahre einzig und allein auf das Genie von Steve Jobs zurückzuführen ist - wahrscheinlicher ist, daß es da noch viele mehr kreative Köpfe gibt. Aber Steve Jobs hat es offenbar geschafft, die richtigen Leute zusammenzubringen, und das ganze nach außen charismatisch zu verkaufen.

Unabhängig davon, was man menschlich von ihm halten mag, was für eine Firmenpolitik er wie durchsetzte und mit welch eiserner strenger Hand er seine Firma geführt hat - er ist einer der "ganz großen" der Branche, der die Evolution durchaus visionär vorangetrieben hat. Ähnlich wie seinerzeit bei Bill Gates verläßt eine Schlüsselfigur, ein "geliebter Feind" die Bühne. Hats off.

Edit: Auch bei Golem gibt es inzwischen einen Artikel, der in ein sehr ähnliches Horn wie ich bläst - durchaus lesenswert. Wieso klingen übrigens viele Statements wie ein Nachruf? Er hat nur seinen Posten als CEO niedergelegt...