Für alle, denen noch nicht klar war, was man mit den Daten der Vorratsdatenspeicherung anstellen kann: Der Grünen-Abgeordnete Malte Spitz ist zum Selbstversuch geschritten - die Zeit präsentiert das Ergebnis auf ihrer Webseite. In einer interaktiven Aufbereitung kann man für den Zeitraum vom August 2009 bis zum Februar 2010 beobachten, zu welchem Tageszeitpunkt er sich wo aufhielt, wann und wo er telefonierte bzw. SMS empfing oder versandte. Schon beim flüchtigen Abspielen des so entstandenen "Films" entsteht ein klares Bild über den durchschnittlichen Tagesablauf: Wann verläßt er sein Zuhause, von wann bis wann arbeitet er, wann geht er üblicherweise zum Essen und in welchem Cafe oder Biergarten spannt er nach Feierabend ab.
Dabei beschränkte er sich sogar nur auf einen Teil der Daten, die bei der Vorratsdatenspeicherung gespeichert werden sollen: Das Beispiel beschränkt sich ausschließlich auf Malte Spitz' Handyanschluß - Daten über seinen Festnetzanschluß wurden nicht mit abgeglichen. Außerdem ist in den Daten der Webseite nicht enthalten, mit wem er telefonierte. Auch die Dauer der einzelnen Telefonate ist nicht verzeichnet. Wenn man diese Informationen noch hinzunimmt, ergäbe sich ein noch detaillierteres Bild: Mit wem kommuniziert er besonders häufig - und das zu welchen Uhrzeiten und mit welcher Gesprächslänge.
Ginge man nun weiter her und würde die Bewegungsspuren der Gesprächspartner mit den eigenen überlagern - rasch würde man herausfinden, mit wem er sich auch persönlich trifft.
Die Auswertung, welche Orte häufig bzw. regelmäßig aufgesucht werden, kann im übrigen sehr einfach automatisiert geschehen. Ordnet man nun bestimmte Orte und Gegenden bestimmten Milieus zu (prädestiniert wären sicher Orte wie Moscheen oder Vereinshäuser politischer Gruppierungen), ergibt sich sehr schnell ein detailliertes Persönlichkeitsprofil. Der Detailgrad, den man erreicht, wenn man diesen mit seinen Gesprächspartnern (oder gar den Gesprächspartnern, mit denen er sich regelmäßig persönlich traf) abgleicht, kann man fast nur noch erahnen. Früher wäre für eine solch detaillierte Beobachtung eine Hundertschaft an Observateuren nötig gewesen - heute wollen die Befürworter der Vorratsdatenspeicherung genau diese Informationen für jeden Bundesbürger 6 Monate lang vorhalten.
Schon der Selbstversuch von Malte Spitz macht deutlich, wie weitreichend und detailreich diese Daten sind. Ich hoffe, daß das viele Leute, die immer wieder die VDS klein- oder schönreden, eines besseren belehrt.