Neues von der Nacktscanner-Front

Ich hatte schon ge­hofft, das Thema "Nackt­scan­ner" wäre in der Ver­sen­kung ver­schwun­den - aber kaum, daß wie­der ein ver­such­tes Flug­zeug-At­ten­tat pas­siert, prescht man in wil­dem Ak­tio­nis­mus wie­der nach vorn - allen Ein­wän­den zum Trotz. Aber Humor ist be­kann­ter­ma­ßen, wie man trotz­dem lacht: Bulo skiz­ziert hier eine mög­li­che Charme-Of­fen­si­ve für die Nackt­scan­ner:

iNacktscanner
Die be­din­gungs­lo­se Un­ter­wür­fig­keit der App­le-Jün­ger kennt keine Gren­zen.
(C) by Peter "Bulo" Böh­ling, mit freund­li­cher Er­laub­nis von Clap­Club

Na­tür­lich regt sich in der Riege der Da­ten­schüt­zer so­fort Wi­der­stand. Glück­li­cher­wei­se wehrt sich auch die Nicht-Fach­pres­se gegen die Nackt­scan­ner: So ti­teln selbst die Heu­te-Nach­rich­ten: Warum Nackt­scan­ner die Welt nicht si­che­rer ma­chen - und be­zeich­nen sie als Se­cu­ri­ty Thea­ter ("Bes­ten­falls ein bes­se­res Ge­fühl").

Der Anlaß, die Ein­füh­rung von Nack­scan­nern vor­an­zu­trei­ben, ist auch eher schlecht ge­wählt, wenn man die fach­li­che Seite be­trach­tet: Laut einem Be­richt des In­de­pen­dent wären Tera­herz-Scan­ner über­haupt nicht in der Lage ge­we­sen, das ver­wen­de­te Ma­te­ri­al zu ent­de­cken:

If a ma­te­ri­al is low den­si­ty, such as pow­der, li­quid or thin plas­tic – as well as the pas­sen­ger's clot­hing – the mil­li­met­re waves pass through and the ob­ject is not shown on screen. High den­si­ty ma­te­ri­al such as metal kni­ves, guns and dense plas­tic such as C4 ex­plo­si­ve re­flect the mil­li­met­re waves and leave an image of the ob­ject.

Um die Nackt­scan­ner sa­lon­fä­hig zu ma­chen, wird nun von der Lobby vor­ge­schla­gen, daß ent­we­der der Ge­ni­tal­be­reich "ge­pi­xelt" wer­den soll - oder der Scan von der Com­pu­ter­soft­ware aus­ge­wer­tet wird und ver­däch­ti­ge Stel­len auf einer sche­ma­ti­schen Dar­stel­lung an­ge­zeigt wer­den.

Ich fasse also zu­sam­men: Es gibt be­kann­ter­ma­ßen ge­fähr­li­che Ma­te­ria­li­en (alle reden immer nur von Spreng­stof­fen... was ist ei­gent­lich mit Gift­ga­sen? Krank­heits­er­re­gern? Etc.), die von den Scan­nern nicht ent­deckt wer­den. Ein mög­li­cher Plan zur Be­schwich­ti­gung der Öf­fent­lich­keit ist das Kom­plet­te Aus­blen­den von Kör­per­be­rei­chen aus dem Scree­ning. Beide Lü­cken hätte der At­ten­tats­ver­such aus­ge­nutzt, die Scan­tech­nik wäre ins Leere ge­lau­fen - im Ge­gen­teil: Sie hätte Si­cher­heits­kräf­te und Pas­sa­gie­re in einem fal­schen Ge­fühl der Si­cher­heit ge­wiegt.
Die Al­ter­na­ti­ve zum Pi­xeln von Kör­per­zo­nen - die Ana­ly­se durch den Com­pu­ter - ist auch nicht bes­ser: Der Fak­tor Mensch ist damit voll­kom­men außen vor, blin­des Tech­nik­ver­trau­en ist an­ge­sagt. Und der Com­pu­ter ar­bei­tet nach einem fes­ten Satz von Er­ken­nungs­re­geln - wel­che dann ge­zielt um­gan­gen wer­den kön­nen.

Ich kann wirk­lich nur den Kopf dar­über schüt­teln, wie ir­gend­je­mand ernst­haft be­haup­ten kann, daß das einen Si­cher­heits­ge­winn dar­stel­len soll.

Und noch eine hy­po­the­ti­sche Über­le­gung: An­ge­nom­men, die Flug­ha­fen­kon­trol­le wäre ab­so­lut si­cher (was ab­so­lut un­mög­lich ist): Dann sehen wir die nächs­ten An­schlä­ge an Bahn­hö­fen. Dann an Haupt­ver­kehrs­kno­ten. Dann in Bus­sen. Dann in Kino und Thea­ter. Let's face it: Ab­so­lu­te Si­cher­heit gibt es nicht.