Der Wert personenbezogener Daten vor Gericht

Im letz­ten Som­mer hatte der Bun­des­ver­band der Ver­brau­cher­zen­tra­len per Pro­be­kauf be­legt, wie der il­le­ga­le Han­del mit Kun­den­da­ten flo­riert - und damit den "Da­ten­schutz­som­mer" los­ge­tre­ten. Ein ehe­ma­li­ger Call­cen­ter-An­ge­stell­ter hatte dem Ver­band 6 Mil­lio­nen Da­ten­sät­ze (ein­schlie­ß­lich Bank­ver­bin­dun­gen) ver­kauft. Dafür stand er nun vor Ge­richt - und wurde zu einer Geld­stra­fe von 900 Euro ver­ur­teilt. Ich fasse es nicht - die Mes­sa­ge die­ses Ur­teils: Da­ten­han­del lohnt sich!
(Edit: Auch wenn mir der Be­trag noch immer ge­ring er­scheint, so ist doch die­ser Hin­weis zu be­ach­ten: Das Straf­maß wird wohl in Ta­ges­sät­zen an­ge­setzt, und der Be­klag­te ist laut Be­richt ar­beits­los)

Durch die Da­ten­wei­ter­ga­be haben mög­li­cher­wei­se zehn­tau­sen­de Bür­ger Sche­re­rei­en mit nicht ge­neh­mig­ten Last­schrift-Ab­bu­chun­gen (und, wenn sie diese nicht recht­zei­tig be­mer­ken und rück­bu­chen las­sen, auch den rea­len Scha­den). Auf die Da­ten­sät­ze her­un­ter­ge­rech­net setz­te das Ge­richt eine Stra­fe von 0,015 Cent(!) pro Per­son an... zum Ver­gleich: Zwei­mal mit 0,5 Pro­mil­le am Steu­er er­wischt wer­den kos­tet 750 Euro - und vier Mo­na­te Fahr­ver­bot!

Auf der an­de­ren Seite sind sol­che Daten für Kri­mi­nel­le eine Gold­gru­be: Al­lein die Last­schrift-Num­mer dürf­te ei­ni­ges an Geld brin­gen. Über wel­chen Pfad die Daten wei­ter­ge­ge­ben wur­den, ist für die Be­trof­fe­nen fak­tisch nicht nach­voll­zieh­bar - es gibt für die Wei­ter­ga­be keine Spu­ren, und die Ef­fek­te tre­ten von der Da­ten­er­he­bung zeit­lich voll­kom­men ent­kop­pelt auf. Die Ge­fahr, beim Da­ten­han­del er­wischt zu wer­den ist also sehr ge­ring; und selbst wenn: 900 Euro Stra­fe sind Pea­nuts!

Die Schutz­vor­keh­run­gen in Fir­men bzgl. per­so­nen­be­zo­ge­ner Daten wer­den of­fen­bar üb­li­cher­wei­se stief­müt­ter­lich be­han­delt, der Wert der Daten beim il­le­ga­len Ver­kauf dürf­te er­heb­lich sein, eben­so die Ge­win­ne bei der Ver­wen­dung (wie bei­spiels­wei­se in die­sem Fall), die Chan­ce er­wischt zu wer­den, ist mi­ni­mal, die Höhe der Stra­fe lä­cher­lich (und ganz be­stimmt nicht ab­schre­ckend)... Da­ten­han­del lohnt sich. In An­be­tracht die­ser Um­stän­de ver­wun­dert es nicht mehr, wenn sich her­aus­stel­len soll­te, daß das letz­te Jahr erst die Spit­ze des Eis­bergs war.