Manche Preisverleihungen sind deshalb peinlich, weil es zwar einen besten, aber eigentlich keinen wirklich guten Kandidaten gibt. Dieses Problem hatten die diesjährigen Big Brother Awards nicht: Kandidaten gab es mehr als genug - was nüchtern betrachtet auch wiederum ein peinlicher Zustand ist, da es sich ja um einen Negativpreis handelt.
Nicht anzufechten war jedoch die Platzierung der Telekom: Den Preis erhielt sie für die Auswertung von Verbindungsdaten zur Bespitzelung ihrer Aufsichtsräte und von Journalisten (erstaunlich: Ein Telekom-Vertreter nahm den Preis persönlich entgegen). Darüber hinaus hatte die Telekom dieses Jahr noch mehr Schlagzeilen: So wurde der Verlust von 17 Millionen Kundendaten von 2006 lange verschleiert (sehr vertrauenserweckend: Die Daten wurden schließlich bei einer Erotikfirma sichergestellt). Außerdem konnte man bis vor kurzem die Kundendaten der Telekom via Internet einsehen und verändern - die Schutzmechanismen waren laut Spiegel sehr gering.
Möglicherweise wäre die Begründung der Jury noch ein wenig anders ausgefallen, wäre der Preis zwei Tage später verliehen worden: Am Tag nach der Preisverleihung wurde bekannt, daß nicht nur Vorstände und Journalisten, sondern auch die Handyverbindungen eigener Mitarbeiter bespitzelt hat. Da wundert es mich schon fast, daß der Publikumspreis nicht an die Telekom, sondern an den Europäischen Ministerrat ging...
(Bild (CC) by Peter Ehrentraut)