Rant: DRM, das iPhone und die Enteignung des Besitzers

"Apple ver­kauft weder Soft­ware noch Hard­ware, son­dern Mo­de-Ac­ces­soires und tro­ja­ni­sche Pfer­de." - So hat sich un­längst ein Be­kann­ter von mir über Apple ge­äu­ßert. Und die Aus­sa­ge ist nicht von der Hand zu wei­sen: Apple nutzt Hard­ware- und Soft­ware­don­gles an allen Ecken und Enden, um die Be­nut­zer ge­eig­net zu er­zie­hen - ent­spre­chend der ei­ge­nen Vor­stel­lun­gen. MacOS läuft nur auf Rech­nern von Apple (die haben das ge­eig­ne­te Don­g­le ein­ge­baut), über den iTu­nes-Store wird flei­ßig Musik mit DRM ("Ko­pier­schutz") ver­kauft. Der iPod ak­zep­tiert nur noch von Apple zer­ti­fi­zier­te Er­wei­te­rungs­ge­rä­te, Musik läßt sich so­wie­so nur mit iTu­nes hoch­la­den. Auch das iPho­ne führt nur die Soft­ware aus, von der auch Apple es will - ein­zi­ge Auf­spiel­mög­lich­keit ist im Re­gel­fall wie­der der app­le-ei­ge­ne App-Store. Und um allen wi­der­spens­ti­gen Nut­zern bei­zu­kom­men (so wurde heute be­kannt), be­sitzt Apple auch die Mög­lich­keit, Pro­gram­me auf allen iPho­nes zu lö­schen.

Der Be­sit­zer von sol­chen App­le-Pro­duk­ten be­gibt sich in völ­li­ge Ab­hän­gig­keit von App­les Gna­den: Auf­wärts­kom­pa­ti­bli­tät von iPod-Zu­be­hör? Fehl­an­zei­ge. Pro­duk­te von Dritt­an­bie­tern? Wer­den mit einem Au­then­ti­sie­rungs-Chip aus­ge­sperrt. Ak­ku­tausch vom Her­stel­ler? Nein, der iPod , ins­be­son­de­re der iPod nano, ist laut App­les ei­ge­ner Aus­sa­ge ein Mo­deac­ces­soire, das man weg­wirft, wenn's ka­putt ist.

Und Musik und Soft­ware? Die kommt, meist in DRM-ge­schütz­ter Form, vom Apple Store, und nur von dort (über die Sound­qua­li­tät der Kom­pres­si­on will ich hier gar nicht strei­ten - daß es hier aber auch weit jen­seits au­dio­phi­ler An­sprü­che ernst­haf­te Kri­tik gibt, kann man sich in die­ser Pod­cast-Epi­so­de an­hö­ren). Apple will auch hier mit­ver­die­nen, ich kann mir nicht vor­stel­len, daß für die Be­reit­stel­lung eines kos­ten­pflich­ti­gen Down­loads keine Ge­bühr an Apple flie­ßt. Und da der Apple Store kom­plett in der Hand App­les ist, ist man bei der Aus­wahl der An­ge­bo­te voll­kom­men Apple aus­ge­lie­fert: Was Apple nicht im Pro­gramm haben will, das gibt es nicht. Punkt.

Und wehe, je­mand mo­gelt doch etwas durch, wehe, je­mand knackt sein iPho­ne und spielt ei­ge­ne Soft­ware auf: Schein­hei­lig warnt Apple davor, daß so ein Crack mög­li­cher­wei­se mit zu­kün­fit­gen Up­dates nicht kom­pa­ti­bel sein könn­te - und prompt ver­wan­delt das fol­gen­de Up­date das "ent­fes­sel­te" iPho­ne in einen sehr teu­ren Brief­be­schwe­rer. Falls je­mand doch ein un­züch­ti­ges Pro­gramm in den App Store ge­mo­gelt be­kommt (oder an­der­wei­tig auf das iPho­ne auf­spielt): Wie wir seit heute wis­sen, hat Apple eine Hin­ter­tür in den iPho­nes, um diese An­wen­dun­gen zen­tra­li­siert zu lö­schen. Und wer weiß, von wel­chen "Zu­satz­fea­tures" wir in der Zu­kunft noch er­fah­ren müs­sen. Über den Bun­de­stro­ja­ner wird noch de­bat­tiert, Apple ist da schon vor­aus und lie­fert per de­fault nur "fern­wart­ba­re" Ge­rä­te aus. Nur zur Er­in­ne­rung: Al­lein das iPho­ne-Adress­buch ist eine wahre Fund­gru­be an per­so­nen­be­zo­ge­nen Daten.

Die po­ten­ti­el­len Käu­fer soll­ten sich ernst­haft über­le­gen, wem sie ihre Daten an­ver­trau­en; mit DRM (wie es Apple schön vor­macht) ist man nicht län­ger Be­sit­zer eines Ge­rä­tes, nur weil man es phy­si­ka­lisch in der Hand hat: Viel­mehr hat man mit dem ver­meint­li­chen Kauf das Gerät auf Le­bens­zeit ge­mie­tet - was funk­tio­niert und was nicht, ent­schei­det noch immer Apple. Und soll­te sich Apple ir­gend­wann ent­schei­den, die­ses "Miet­ver­hält­nis" zu be­en­den, so kann es das mir­nichts-dir­nichts tun.

Wie in die­sem Film schon so schön ge­sagt wurde: "They (the in­dus­try) de­ci­de, whom to trust - and they have de­ci­ded not to trust you". Ihr habt euch über Mi­cro­softs Macht-Al­lü­ren auf­ge­regt? Dann schaut euch die "Al­ter­na­ti­ve" Apple noch­mal ge­nau­er an!