Podcast-Award stoppt Abstimmung zum Publikumspreis

...​oder die Schwie­rig­keit, gute Web-Ap­pli­ka­tio­nen zu bauen

Die dies­jäh­ri­ge Ab­stim­mung über den Pu­bli­kums-Pod­cast-Award wurde ge­stoppt, da diese durch Vo­ting-Skrip­te ma­ni­pu­liert wurde. Das nenne ich eine höchst pro­fes­sio­nel­le Re­ak­ti­on: An­statt sich bei der ei­ge­nen Nase zu neh­men und ein ver­nünf­ti­ges Vo­ting-Sys­tem ein­zu­set­zen, schmollt man. Man la­men­tiert über die Tech­nik ("Wir wer­den kein Wett­rüs­ten mit schwar­zen Scha­fen be­gin­nen, um die Ab­stim­mung was­ser­fest zu ma­chen") und zeigt mit dem Fin­ger be­schul­di­gend den Pod­cast "Com­pu­ter Club 2", der auf sei­ner Seite auf Un­re­gel­mä­ßig­kei­ten in der Ent­wick­lung der Ab­stim­mungs­er­geb­nis­se hin­ge­wie­sen und - für eine Sen­dung über Com­pu­ter­tech­nik na­he­lie­gend - sich das Sys­tem etwas näher an­ge­se­hen hat.

Die­ser de­tail­lier­te­re Blick wurde er­läu­tert; na­tür­lich las­sen sich die dort er­wähn­ten Pro­ble­me dazu nut­zen, nun selbst die Ab­stim­mung zu ma­ni­pu­lie­ren. Die­ses Wis­sen war aber of­fen­sicht­lich be­reits vor­her ei­ni­gen Leu­ten be­kannt: Die Un­re­gel­mä­ßig­kei­ten im Ab­stim­mungs­ver­hal­ten (ex­plo­si­ons­ar­ti­ge Ent­wick­lung eines Kan­di­da­ten) waren ja schon vor­han­den, als die CC2'ler das Sys­tem unter die Lupe nah­men. Die Ver­öf­fent­li­chung die­ser Pro­ble­me (samt ei­ni­gen Lö­sungs­vor­schlä­gen) hat diese le­dig­lich do­ku­men­tiert; Full Dis­clo­sure ist ein wich­ti­ges Druck­mit­tel, um die Ver­ant­wort­li­chen zum Han­deln zu be­we­gen.
Nur lei­der be­steht die Hand­lung hier aus der voll­kom­men fal­schen Re­ak­ti­on: Re­si­gna­ti­on, Schmol­len - und einer höchst un­sport­li­chen Schuld­zu­wei­sung in der Pres­se­mit­tei­lung. Die Dis­kus­si­on der Pod­cast-Pro­du­zen­ten macht ei­gent­lich den Ein­druck, als ob man hier sehr nüch­tern und sinn­voll mit dem Pro­blem um­ging.

Lie­bes Team vom deut­schen Pod­cast-Award! Das ist nicht die feine Eng­li­sche Art! Ihr be­klagt in eurer An­kün­di­gung, daß nicht mit sau­be­ren jour­na­lis­ti­schen Me­tho­den ge­ar­bei­tet wird. Gleich­zei­tig nennt ihr aber einen ein­zel­nen der Mit­strei­ter na­ment­lich, ob­wohl es nach eurer Aus­sa­ge "an meh­re­ren Stel­len Qua­si-An­lei­tun­gen" zur Ma­ni­pu­la­ti­on zu fin­den sind. Diese her­aus­ra­gen­de Na­mens­nen­nung kommt einer Schuld­zu­wei­sung gleich - und den schwar­zen Peter aus­ge­rech­net dem­je­ni­gen zu­zu­schie­ben, der das Pro­blem beim Namen ge­nannt hat, ist alles an­de­re als fair!

Zu­rück auf Start, würde ich sagen!

  • Tech­ni­sche Haus­auf­ga­ben ma­chen! Ein Ab­stim­mungs­sys­tem mit E-Mail-Be­stä­ti­gung der Stim­me oder Über­prü­fung mit­tels Capt­cha hilft.
  • Schmol­len ist eine un­pro­fes­sio­nel­le Re­ak­ti­on, die euch in der öf­fent­li­chen Wahr­neh­mung nicht un­be­dingt Plus­punk­te bringt.
  • Full Dis­clo­sure ist ge­ne­rell eine gute Idee - auch wenn es un­an­ge­nehm ist, davon selbst be­trof­fen zu sein.
  • Man­gel­haf­te jour­na­lis­ti­sche Pro­fes­sio­na­li­tät vor­wer­fen und im glei­chen Atem­zug diese Re­geln selbst zu ver­let­zen ist schi­zo­phren - oder aber ihr wer­det euren ei­ge­nen An­sprü­chen nicht ge­recht.