“Security Theater” am Frankfurter Flughafen

Bild von jasoneppinkVon "Se­cu­ri­ty Thea­ter" spre­chen Ex­per­ten, wenn (mit­un­ter sogar schi­ka­nö­se) Si­cher­heits­richt­li­ni­en gel­ten, wel­che keine echte Si­cher­heit brin­gen, son­dern nur vor­der­grün­dig Si­cher­heit heu­cheln. Viele der neuen Flug­ha­fen­richt­li­ni­en wer­den als sol­ches Se­cu­ri­ty Thea­ter be­zeich­net. In der gest­ri­gen Sen­dung von Fron­tal21 wurde be­son­ders deut­lich, wie krass die­ser Un­ter­schied zwi­schen dem Se­cu­ri­ty Thea­ter bei den Pas­sa­gie­ren und der "Back­stage-Rea­li­tät" im Fracht- und Per­so­nal­be­reich ist: Mit Hilfe von tri­vi­al zu ko­pie­ren­den Ma­gnet­kar­ten er­lang­te das Re­por­ta­ge­team na­he­zu über­all un­ge­hin­dert Zu­tritt (Bei­trag hier in der ZDFme­dia­thek).

Der Zu­gang zum Fracht­be­reich (und an­de­ren Flug­ha­fen­be­rei­chen) er­folgt le­dig­lich über Ma­gnet­kar­ten. Kri­mi­nel­le nut­zen diese Me­tho­de laut Aus­sa­ge eines In­for­man­ten be­reits seit lan­gem: Ent­we­der wer­den alte Kar­ten wei­ter­ver­wen­det (of­fen­sicht­lich wer­den die Kar­ten nach Aus­schei­den eines Mit­ar­bei­ters nicht ge­sperrt), oder aber man ko­piert eine Mit­ar­bei­ter­kar­te - so ge­langt man tief ins In­ne­re des Flug­ha­fens. Das Ko­pie­ren er­folgt mit stan­dar­di­sier­ten Ma­gnet­kar­ten­schrei­bern, es gibt keine spe­zi­el­len Schutz­vor­rich­tun­gen - noch nicht ein­mal ein pro­prie­tä­res For­mat, was zu­min­dest ein ge­rin­ges Hin­der­nis dar­stel­len würde.

Auf der Bühne des Se­cu­ri­ty Thea­ters wer­den die Pas­sa­gie­re mit ver­schie­dens­ten Si­cher­heits­prü­fun­gen ge­gän­gelt: Durch­leuch­tung des Hand­ge­päcks, Kon­trol­le des auf­ge­ge­be­nen Ge­päcks, Pa­ß­kon­trol­len, Per­so­nen­kon­trol­le mit Hand­scan­ner, Aus­zie­hen der Schu­he, Ver­bot von Flüs­sig­kei­ten, sogar das Ver­bot von Na­gel­sche­ren und Na­gel­knip­sern.

Back­stage, hin­ter den Ku­lis­sen sieht alles an­ders aus: Hier kom­men an­ti­quier­te Me­cha­nis­men zur Zu­gangs­kon­trol­le zum Ein­satz, Per­so­nen­kon­trol­len gibt es nicht. So ge­lang­ten die Re­por­ter di­rekt an die Luft­fracht, ohne auch nur ein ein­zi­ges Mal an­ge­spro­chen zu wer­den. Kri­mi­nel­len wäre es so ein leich­tes, Ge­päck mit bri­san­tem In­halt an den wei­te­ren Kon­trol­len vor­bei­zu­schleu­sen. Il­le­ga­le Ware kann so an den Po­li­zei­kon­trol­len vor­bei­ge­bracht wer­den, um­ge­kehrt soll­te es auch kein Pro­blem dar­stel­len, wei­te­re Ge­päck­stü­cke (wer jetzt an Bom­ben oder ähn­li­ches denkt, schreit laut "hier!") in den Bauch eines Flug­zeugs zu schmug­geln.

Die Sa­ti­ri­ker von "Neues aus dem Schlacht­hof" haben in ihrer letz­ten Sen­dung quasi als "Zu­ckerl" fest­ge­stellt, daß man die Na­gel­sche­re, die einem Ein­gangs ab­ge­nom­men wird, im Flug­zeug aus dem Bord-Shop kau­fen kann.

Bra­in­dead, com­ple­te­ly bra­in­dead. Etwas an­de­res fällt mir zu sol­chen Zu­stän­den nicht mehr ein.

(Bild von ja­so­nep­pink)