Google droht Regierung - wegen Verletzung der Privatsphäre

Goog­le droht, Goo­gle­Mail in Deutsch­land ein­zu­stel­len, soll­te ein Ge­setz zur Iden­ti­fi­zie­rung von Mail­kun­den kom­men. Der Ge­setz­ent­wurf sähe vor, daß jeder Be­sit­zer eines Mailac­counts ein­deu­tig iden­ti­fi­zier­bar sein müßte; au­ßer­dem mü­ß­ten Mail­ver­sand und -ab­ruf pro­to­kol­liert wer­den. Das muß man sich mal auf der Zunge zer­ge­hen las­sen: Goog­le, das Un­ter­neh­men, das un­längst von Pri­va­cy In­ter­na­tio­nal zu einem der Top-Da­ten­kra­ken ge­kürt wurde, wehrt sich gegen eine Ge­set­zes­in­itia­ti­ve.

Wenn man das Da­ten­schutz­be­wu­ßt­sein von Goog­le als In­di­ka­tor für die Schwe­re des Ge­set­zes­ein­griffs neh­men darf, kann man nur sagen: Gute Nacht. An­ders­her­um ge­se­hen würde ich wet­ten, daß ein Lö­wen­an­teil der Daten von Goog­le oh­ne­hin be­reits er­ho­ben wer­den - der Ab­gleich, um Re­al­na­me und Adres­se zu er­hal­ten, dürf­te mit Googles Mög­lich­kei­ten in den meis­ten Fäl­len Ma­ku­la­tur sein. So ge­se­hen hat sich Goog­le zu­min­dest wer­be­wirk­sam in Szene ge­setzt.
Was auch immer die Mo­ti­va­ti­on von Goog­le ist, die Ar­gu­men­ta­ti­on ist schlüs­sig: Wer mit der Da­ten­spei­che­rung ein Pro­blem hat, er­öff­net sich eben einen Free­mail-Ac­count bei einem An­bie­ter im Aus­land; sel­bi­ges gilt für Leute, die Mails ohne Pro­to­kol­lie­rung ver­sen­den wol­len. Al­ter­na­tiv mie­tet man sei­nen ei­ge­nen Ser­ver (op­tio­nal eben­falls im Aus­land), auf dem man sei­nen per­sön­li­chen Mail­ser­ver auf­setzt - damit ist man kein E-Mail-Dienst­an­bie­ter und dürf­te sich um die Pro­to­kol­lie­rung her­um­la­vie­ren.

Kann je­mand den Ver­ant­wort­li­chen mal er­zäh­len, daß das Netz so nicht funk­tio­niert? Und daß die­ser Ak­tio­nis­mus mehr als über­trie­ben ist? Viel­leicht hilft ein Ver­gleich mit der "gel­ben Post": Nie­mand muß sei­nen Aus­weis zei­gen, wenn er einen Brief in den Brief­kas­ten wirft (und das, ob­wohl auf diese Weise Brief­bom­ben ver­schickt wer­den kön­nen - was bei E-Mails nicht mög­lich ist). Nie­mand muß eine Un­ter­schrift leis­ten, wenn man einen Brief in einen Brief­kas­ten ein­wirft (weder der Post­bo­te noch der Nach­bar um die Ecke). Es gibt keine Über­prü­fung der Ab­sen­de­r­adres­se - Post­kar­ten haben diese nicht mal vor­ge­se­hen! Auch eine pro­phy­lak­ti­sche Kon­trol­le aller Brie­fe oder eine Sta­tis­tik über jeden Bür­ger, wer wann wem Post schickt oder von wem wel­che Menge an Brie­fen be­kommt, gibt es nicht.
Und trotz­dem funk­tio­niert das Post­sys­tem - na­he­zu rei­bungs­los, pro­blem­los und ter­ror­frei.