Die Überwachung der Überwacher - und ein paar selbstkritische Gedanken

aktion-uberwach.jpgWie fühlt man sich, wenn man überwacht wird? Das will Uberwach! den Politikern plakativ deutlich machen. Dirk Adler, einer der Autoren von Dataloo (ihr erinnert euch - die Stasi-2.0-T-Shirt-Aktion), ruft dazu auf, einen speziellen "Web Bug" auf den eigenen Seiten einzubauen. Aus dem Bauch heraus fand ich's spontan neckisch bis cool - bis das Hirn sich zu Wort meldete.

Das Skript am anderen Ende vergleicht die aufrufende IP-Adresse mit einer Liste von IP-Adressen, die staatlichen Institutionen gehören - und im Falle eines Treffers wird der Zugriff protokolliert. Als Feedback wird ein Bild mit einer grün bzw. rot blinkenden Überwachungskamera angezeigt.

Meine erste Reaktion: Coole Idee, das ist doch mal eine witzige Aktion.

Der zweite Gedanke: Prima, im Prinzip gibst Du damit Informationen über Deine Besucher (nämlich die besuchte URL plus die IP-Adresse) automatisch und ohne deren Einwilligung an eine weitere Institution weiter. Auch wenn es sich in diesem Fall um eine wohl vertrauenswürdige Instanz handelt, ist man auf Gedeih und Verderb auf das Versprechen "do no evil" ("Es wird übrigens kein Webserver-Logfile geschrieben") angewiesen.

Der dritte Gedanke: Aber als "hipper Blogger" willst Du dann doch mitspielen und hast brav Bilder von Technorati und Blogscout eingebettet, bei denen technisch gesehen genau dasselbe passiert.

Eine kurze, nicht repräsentative Stichprobe bei einigen Uberwach-Mitmachern zeigt: Es werden fleißig Webbugs von Google Analytics, Technorati, etc.etc. verwendet. Politiker-Bashing macht Spaß, der Protest gegen die Entwicklung Richtung Überwachungsstaat ist auch mehr als gerechtfertigt - aber wenn's um die Popularität der eigenen Webseite geht, sind so manche Bedenken urplötzlich zerstreut.

Lieber Dirk, danke für Deine Aktion und die weitere Diskussion mit der Community - und dafür, daß Du uns auf diese Weise auch den Eulenspiegel vorgehalten hast. Vielleicht baue ich tatsächlich die Uberwach-Kamera auf diese Seite - dann aber so, daß die Seitenbesucher davon nicht weiter behelligt werden: Mit einem lokalen Abgleich und einer anonymisierten Statistik (Gruppierung nach Amt) trifft man nur diejenigen, die man treffen will - und man hat den gewünschten plakativen Effekt unter Wahrung eines gewissen Maßes an Privatsphäre (die einzelne IP wird nicht geloggt). Ganz sicher demontiere ich aber die "aktiven Komponenten" von Fremdseiten. Wenn wir schon über Privacy reden wollen, dann bittesehr konsequent.

(via Qbi's Weblog)