Überwachung in England

Der Be­richt Big Bro­ther ist wirk­lich ein Brite, den "Die Zeit" die Tage ver­öf­fent­licht hat, liest sich wie eine Gru­sel­ge­schich­te. Ge­schil­dert wer­den Aus­maß und Fol­gen der Über­wa­chung, wie man sie in Eng­land an­tref­fen kann. So wird ein Müll­sün­der (er wirft eine Fast­food-Ver­pa­ckung acht­los auf die Stra­ße) per Laut­spre­cher er­mahnt, und als er auch einer zwei­ten Auf­for­de­rung nicht Folge leis­tet, er­scheint sein Bild mit der Bitte um Iden­ti­fi­zie­rung in der Zei­tung.
Ein wei­te­res Bei­spiel schil­dert die Zu­stän­de in einer Schu­le, die von Ka­me­ras über­wacht wird: Ein ge­ra­de­zu kli­nisch rei­ner Bau, kein Ge­drän­gel, keine Schmie­re­rei­en auf den Toi­let­ten, keine bal­gen­den Kin­der. Ge­ra­de hier wird doch deut­lich, daß so etwas nicht rich­tig sein kann (man stel­le sich seine ei­ge­ne Schu­le ein­mal so vor!); Ver­hal­ten wird hier nur aus Angst vor Be­stra­fung un­ter­drückt. Letzt­lich ist über­trie­be­ne Ge­walt aber nur Sym­ptom für ein an­de­res, tie­fer­sit­zen­des Pro­blem - und die Schul­lei­tung spielt mit dem Über­wa­chungs­ap­pa­rat nur "Sankt Flo­ri­an". Agres­sio­nen wer­den an­ders­wo aus­ge­lebt - wegen der Un­ter­drü­ckung und des Über­wa­chungs­stres­ses wo­mög­lich noch viel ex­tre­mer.
Na­tür­lich be­leuch­tet der Ar­ti­kel ein­sei­tig, ich kann mir nicht vor­stel­len, daß in ganz Eng­land sol­che Zu­stän­de herr­schen, und daß alle Bri­ten das für gut be­fin­den - aber den­noch ist es ein gutes Bei­spiel, wohin die Über­wa­chungs­ma­nie führt.