Data on the loose

Wenn Daten ein­mal pu­blik sind, ist es na­he­zu un­mög­lich, sie wie­der "ein­zu­fan­gen". Über den Ver­such der US-Ge­heim­diens­te, frei ver­füg­ba­re Do­ku­men­te auf 'ver­trau­lich' zu­rück­zu­stu­fen, konn­te man noch lä­cheln (und spot­ten: "Aid ver­gleicht die Be­mü­hun­gen mit dem Ver­such, eine Zahn­pas­ta wie­der in ihre Tube zu­rück­zu­brin­gen"...), sorg­te nun ein "Da­ten­leck" dafür, daß ein an­ony­mer In­ter­view­part­ner der Wa­shing­ton Post plötz­lich doch nicht mehr so an­onym war.

In die­sem Ar­ti­kel be­rich­te­te die Wa­shing­ton Post über einen Bot Her­der, der nach ei­ge­nen An­ga­ben meh­re­re Tau­send Rech­ner in einem Bot­netz or­ga­ni­siert hatte - und diese gegen Geld zum Ver­sen­den von Spam be­reit­stell­te.
Der Ar­ti­kel stell­te "0x80" (so das 1331e Pseud­onym) als 21jäh­ri­gen vor, der raucht, einen süd­li­chen Ak­zent spricht und in einem klei­nen Städt­chen in der Mitte der USA lebt; die nächs­ten Ge­schäf­te seien ein Ge­braucht­wa­gen­händ­ler, eine Tank­stel­le und ein Stri­plo­kal.
Die Story lan­de­te schlie­ß­lich auch bei Slash­dot. Leser dort be­trach­te­ten die Bil­der, die ur­sprüng­lich den Ar­ti­kel der Wa­shing­ton Post zier­ten, etwas ge­nau­er - und plötz­lich war es mit der An­ony­mi­tät nicht mehr allzu weit her: Die Re­dak­teu­re der Wa­shing­ton Post hat­ten ver­ges­sen, die Me­ta-Tags der JPEG-Bil­der vor der Ver­öf­fent­li­chung zu ent­fer­nen. Unter an­de­rem be­fan­den sich darin fol­gen­de In­for­ma­tio­nen aus dem Fo­to­ar­chiv:
SLUG: mag/hacker
DATE: 12/19/2005
PHOTOGRAPHER: Sarah L. Voisin/TWP
id#: LOCATION: Roland, OK
CAPTION:
PICTURED: Canon Canon EOS 20D
Adobe Photoshop CS2 Macintosh 2006:02:16 15:44:49 Sarah L. Voisin

Eine kurze Goog­le-Su­che ent­hüll­te, daß die an­ge­ge­be­ne Stadt ge­ra­de ein­mal 3000 Ein­woh­ner hat (etwa die Hälf­te davon männ­lich). Zu­sam­men mit den ver­meint­lich un­ver­fäng­li­chen In­for­ma­tio­nen des Ar­ti­kels konn­ten fin­di­ge Leser den Wohn­ort auf we­ni­ge Hun­dert Meter genau in Goog­le Maps ein­tra­gen.
Von An­ony­mi­tät kann wohl kaum noch die Rede sein, und wegen des Me­ta­da­ten-Pat­zers braucht sich die Straf­ver­fol­gung auch nicht mehr mit dem ge­setz­lich ge­si­cher­ten Schutz von Pres­se­quel­len her­um­schla­gen.

Die Bil­der wur­den zwar in­zwi­schen von der Web­sei­te ent­fernt, doch der Scha­den ist an­ge­rich­tet: Die zu­ge­hö­ri­gen In­for­ma­tio­nen fin­den sich al­len­or­tens (diese Seite bei­spiels­wei­se hat auch das Bild noch vor­rä­tig). Wenn In­for­ma­tio­nen ein­mal ver­öf­fent­licht wur­den, ist es eben na­he­zu un­mög­lich, sie wie­der ein­zu­fan­gen...