Black box im Auto - Big Brother an Bord?

Dieser Bericht von KomoTV beschreibt, daß in Amerika wohl ein erheblicher Anteil von Autos mit einer Art "Mini-Blackbox" ausgestattet sind; die Systeme nennen sich EDR (event data recorder) oder CDR (crash data recorder) und dienen dazu, technische Informationen von den letzten Sekunden vor einem Unfall aufzuzeichnen. Computerdefense hat aus diesem Anlaß weiter nachgehakt und zusätzliche Informationen zu dem Thema zusammengetragen. Das Pikante an der Angelegenheit: Das Vorhandensein eines EDR ist nur wenigen Autofahrern überhaupt bewußt. Ob solche Geräte auch in europäischen Serien vorhanden sind, ist mir nicht bekannt.

Die EDR-/CDR-Systeme werden nach Angaben der Artikel meist zusammen mit dem Airbag-System eingebaut. Das System sammelt ständig Daten, verwirft diese aber wieder, wenn sie ein gewisses Alter (je nach System zwischen 2,5 und 20 Sekunden) überschritten haben. Nur im Falle eines Unfalls, wenn der Airbag auslöst, wird der Zustand eingefroren. Eigentlich dient das System dazu, Informationen für die Fahrzeugtechniker zu sammeln, um so die Sicherheitssysteme zu verbessern. Allerdings enthalten die Daten auch Informationen wie Geschwindigkeit oder das Betätigen der Bremse - und daran könnten Polizei und Versicherungen ein großes Interesse haben. Für den Zugriff auf die Daten genügt das passende technische Equipment (welches laut Aussage von Computerdefense auf dem Markt frei verfügbar ist); wurde ein Auto also beispielsweise nach einem Unfall als Beweismittel beschlagnahmt, können Ermittler diese Daten auslesen - ohne daß der Inhaber etwas dagegen unternehmen kann.

Anders sieht es bei "Fahrtenschreibern" wie etwa der On-Board-Unit des WGV-Projekts "Young and Safe" aus: Abgesehen von der prinzipiellen Tatsache, daß der Fahrer weiß, daß ein entsprechendes Gerät vorhanden ist, wird hier großer Wert auf Minimierung der Datenmenge und kontrollierten Zugriff gelegt - so kann hier nur der Fahrer die gespeicherten Daten abfragen; dies wird durch geeignete Verschlüsselung sichergestellt. Trotzdem ruft dieser Ansatz Skepsis hervor, woran man deutlich sieht, wie sensibel dieser Bereich der Privatsphäre empfunden wird.